Zum Thema Verbot von kleinen Sex Dolls…
… aus der Sicht eines Betroffenen.
Sex Dolls sind per Definition als Liebesspielzeug zu verstehen. Umso fragwürdiger ist die ohnehin schon im Keim erstickte Diskussion darüber, welche Sexspielzeuge Männer nutzen dürfen. Während es für Frauen in der heutigen Zeit geradezu selbstverständlich ist, auf Dildo-Partys zu gehen und sich über die aktuellen Trends bei den Lovetoys auszutauschen, scheint dies unter Männern und insbesondere in der breiten (medialen) Masse ein Tabu zu sein. Männern wird im Allgemeinen das Postulat der Männlichkeit zugeschrieben, weswegen die Nutzung von Sex Dolls vielleicht als Eingeständnis mangelnder Männlichkeit gedeutet werden kann. Aber das ist ein anderes Thema.
Sex Dolls – es gibt sie in unterschiedlichen Größen, mit unterschiedlichen Eigenschaften, für große und kleine Menschen. Sie bestehen wahlweise aus TPE oder aus Silikon. Sie sind echten Frauen nachempfunden. Und sie bieten unterschiedliche Möglichkeiten der Befriedigung – nicht nur körperliche; dazu später mehr.
Besonders für Menschen mit (körperlichen) Behinderungen bieten Sex Dolls eine Möglichkeit sexueller Teilhabe. Es ist ein offenes Geheimnis, dass gerade Menschen mit Behinderungen eher weniger am Sexleben teilhaben, schlichtweg, weil sie nicht dem Schönheitsideal entsprechen, ihnen sexuelle Fehlfunktionen unterstellt oder sie sonst in irgendeiner Art und Weise als minderwertig betrachtet werden.
Für behinderte Menschen spielen beim Kauf einer Sex Doll einige Kriterien eine wesentliche Rolle. Das mit Abstand wesentlichste Kriterium ist das der Größe und des Gewichts.
Die Sex Doll muss handhabbar für den Käufer sein. Eine kleine Sex Doll (wir reden hier von Puppen kleiner als 1,30m) ist in der Regel wesentlich leichter im Gewicht.
Menschen mit Behinderungen haben die Möglichkeit sich mit solchen Puppen in ihrer Sexualität zu erproben, was dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung gerecht wird. Dies ist auch rechtlich in der Behindertenrechtskonvention verankert.
Diese rechtliche Verankerung ist international anerkannt; es ist daher nicht zu verstehen, warum Forderungen nach einem rechtlichen Verbot des Besitzes von kleinen Sex Dolls laut werden. Ein solches, rechtlich abgesichertes Verbot ist aus mehreren Gründen äußerst problematisch:
- Zum einen wird ein nicht vorhandener Tatbestand (Status quo) zu einem Straftatbestand; dies ist ohne ausreichende empirische Befunde äußerst und immer zu hinterfragen.
- Ein solches Verbot widerspricht der Logik des deutschen Rechtssystems, nach welchem jemand, d.h. eine natürliche oder juristische Person zu Schaden gekommen sein muss. Beides tritt beim Besitz einer Sex Doll aber nicht ein, denn es wird niemandem geschadet, weder einem Kind, einem Erwachsenen, noch sonst wem. An dieser Stelle muss die Sex Doll als das betrachtet werden, was sie ist: eine Sache.
- Das immer wieder herangezogene Argument der Verführbarkeit vorbelasteter Sexualstraftäter ist so dünn, wie das Eis der Arktis; es gibt keine empirisch abgesicherten Daten. Weder darüber, ob Sexualstraftäter durch den Einsatz von Sex Dolls eher bereit wären, ihre Taten an echten Opfern auszuüben, noch darüber, ob sexuelle Übergriffe durch den Einsatz von Sex Dolls verhindert werden können.
- Feministinnen argumentieren gerne mit der Objektivierung der Frau: dem sei entgegen zu halten, dass Frauen, die Dildos benutzen ebenfalls Männer objektivieren und gar auf das Geschlechtsorgan reduzieren (ist das nicht eigentlich eher verwerflich?).
- Menschen werden zu Straftätern, die keine sind.
- Sex Dolls dienen nicht nur der sexuellen Befriedigung; aufgrund ihrer Beschaffenheit, dass sie einer echten Frau nachempfunden sind, können sie für viele Besitzer auch mehr sein, als lediglich ein Lustobjekt. Viele Doll-Besitzer pflegen ihre Puppe, sprechen mit ihr, attribuieren sie mit unterschiedlichen Eigenschaften. Sie kompensieren die in der heutigen Zeit sehr häufig aufkeimende Einsamkeit vieler Menschen. Diese Einsamkeit wird wachsen, man beachte die soziologischen Studien zur demographischen Entwicklung.
- Es ist dringend zu unterscheiden zwischen solchen kleinen Puppen, die ganz klar Kindern nachempfunden sind und solchen, die offensichtlich Frauen nachempfunden sind; letztere Puppen dürften für Pädophile ohnehin uninteressant sein, gerade weil sie Frauen und eben nicht Kindern nachempfunden sind. Wer das leugnet, hat sich nicht mit Pädophilie auseinandergesetzt.
Diese Argumente wurden von einem Mann mit angeborene Hypochondroplasie (Kleinwuchs) bei ausgeprägter Hüftdysplasie zusammengetragen. Dieser Mann ist ausgebildeter Psychologe und Psychotherapeut, lebt in einer glücklichen Ehe und wollte vor einigen Jahren das Sexualleben „aufpeppen“. Seine zwei kleinen Sex Dolls bieten Abwechslung im Bett und werden sowohl von ihm als auch seiner Frau liebevoll gepflegt.
Wir stellen uns deswegen ganz klar gegen ein Verbot des Besitzes kleiner Sex Dolls. Wir sind keine Straftäter; wir sind lediglich Opfer von ignoranten Entscheidungsträgern, die auch im 21. Jahrhundert einfach nicht begreifen wollen, dass Sexualität vielfältige Formen annehmen kann. Nur weil man etwas nicht kennt oder vielleicht für sich selbst ablehnt, muss es nicht gleich als pervers oder abartig bewertet werden.